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Ver.di kritisiert massenhafte Vernichtung von regulären Arbeitsplätzen in Kommunen

junge Welt vom 22.04.2005

Inland
Schwarzarbeit mit Ein-Euro-Jobbern
Ver.di kritisiert massenhafte Vernichtung von regulären Arbeitsplätzen in Kommunen


Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hat vor einem massenhaften Mißbrauch von Ein-Euro-Jobs in den Kommunen gewarnt. Mehr als die Hälfte der bislang bundesweit geschaffenen 114 000 Ein-Euro-Jobs sind nach Gewerkschaftsangaben als Schwarzarbeit einzustufen. Es handele sich weder um gemeinnützige noch um zusätzliche Arbeiten, wie vom Gesetzgeber vorgeschrieben, sagte Uwe Wötzel von der ver.di-Bundesverwaltung dem Bielefelder Westfalen-Blatt (Donnerstagausgabe).

Der Sozialverband Deutschland (SoVD) forderte eine sofortige Umsetzung des angekündigten Programms für ältere Erwerbslose und nicht die Zuweisung von Ein-Euro-Jobs bis zur Rente. Ältere Arbeitslose brauchten keine Beschäftigungstherapie, sondern einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz, erklärte Verbandspräsident Adolf Bauer. Vorrangiges Ziel müsse auch für ältere Erwerbslose die Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt sein.

Ver.di kritisierte vor allem, daß eine Vielzahl von Ein-Euro-Jobs normale Beschäftigungsverhältnisse verdränge. Der akute Personalabbau in den Kommunen und die Unterfinanzierung im Vergleich zu den bestehenden und wachsenden Aufgaben verführe Städte und Gemeinden geradezu zum mißbräuchlichen Einsatz von Ein-Euro-Jobs, erklärte der ver.di-Vertreter. Die rechtlichen Voraussetzungen für diese Arbeiten seien schwammig formuliert, somit sei eine Grauzone bewußt in Kauf genommen worden. Notwendige und sinnvolle Eingliederungsmaßnahmen für Arbeitslose mit gezielter Betreuung gebe es dagegen kaum.

In einem internen Arbeitspapier habe ver.di zahlreiche Beispiele für graue und illegale Praxis aufgelistet. In Thüringen müßten Ein-Euro-Jobber Rad- und Wanderwege herrichten, und in Frankfurt am Main gebe es 40 Ein-Euro-Ortsdiener in Uniform, die Recyclingtonnen leerten sowie Reparaturarbeiten in Parkanlagen erledigten. In Bonn und Essen würden Ein-Euro-Jobber als Fahrkartenkontrolleure eingesetzt, in Gummersbach ersetze ein kommerzielles Krankentransportunternehmen fest angestellte Fahrer durch vom Krankenhaus ausgeliehene Ein-Euro-Kräfte. In Brandenburg würden solche Jobs selbst bei der Feuerwehr angeboten. (AP/jW)


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Adresse: http://www.jungewelt.de/2005/04-22/013.php
Ausdruck erstellt am 22.04.2005 um 07:45:53 Uhr

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