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Tacheles und das Aktionsbündnis basta! Wuppertal starten zum Jahreswechsel die Aktion “Freifahrt / Roter Punkt”

Pressemitteilung, Wuppertal, 10.01.2012

Tacheles e.V. und das Aktionsbündnis basta! Wuppertal starten zum Jahreswechsel die Aktion “Freifahrt / Roter Punkt”

Im Sommer diesen Jahres beschloss die rot/grüne Landesregierung, die Einführung eines Sozialtickets im öffentlichen Personennahverkehr mit jährlich 30 Mio.€ zu fördern. (Für 2011: 15 Mio.€)

Im Rahmen eines Modellversuchs sollte dafür ein Ticket eingeführt werden, dass für berechtigte Personengruppen im Tarifbereich des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) € 29,90 monatlich kostet. Ausdrücklich stellte die Landesregierung klar, dass die Förderung auch für Kommunen bereitgestellt werden soll, die bereits jetzt nur noch unter den Bedingungen eines Nothaushaltes wirtschaften können. So, wie beispielsweise auch Wuppertal.

Verschiedene Städte machten von dem Angebot auch Gebrauch und sorgten damit wenigstens für eine kleine Entlastung ihrer einkommensschwachen BürgerInnen.

Der Wuppertaler Stadtrat hingegen lehnte die Förderung des Landes für ein Sozialticket am 10.Oktober 2011 bei der Sitzung des Stadtrates mit den Stimmen von CDU und SPD ab. Mit der Begründung, dass auf die Stadtwerke durch die Einführung eines solchen Sozialtickets Kosten von bis zu 1,5 Mio.€ jährlich zukommen könnten, ließen die beiden Mehrheitsfraktionen im Rat die WuppertalerInnen buchstäblich im Regen stehen und gehen.

Sie nehmen mit ihrer Entscheidung bewusst in Kauf, dass unzählige Menschen weiterhin weite Wege zu Fuß gehen oder schwarzfahren müssen, weil sie sich eine Fahrkarte für die Schwebebahn oder den Bus einfach nicht leisten können.

«Hartz IV»-BezieherInnen, viele Rentner und Rentnerinnen, sowie Menschen mit geringen Einkommen oder AsylbewerberInnen, können die Preise für eine Fahrt von Barmen oder Vohwinkel nach Elberfeld einfach nicht bezahlen. So ist im «Hartz IV»-Regelsatz lediglich ein monatlicher Anteil von € 18,41 für «Mobilität» vorgesehen.

Das reicht im VRR gerade einmal für eine Hin- und Rückfahrt in der «Preisstufe A» je Woche. Viel zuwenig für eine aktive Teilnahme am sozialen Leben der Stadt.

basta!, das Wuppertaler Aktionsbündnis gegen das Totsparen und für das Recht auf Stadt für alle, und der Erwerbslosen- und Sozialhilfeverein Tacheles e.V. wollen die Ignoranz des Wuppertaler Stadtrates gegenüber den Bedürfnissen vieler WuppertalerInnen nicht weiter hinnehmen. Die InitiatorInnen der Aktion «Freifahrt / Roter Punkt» wollen nicht akzeptieren, dass ausgerechnet in Wuppertal die Einführung eines Sozialtickets abgelehnt wird. Immerhin wären in der Stadt mehr als 60.000 Menschen berechtigt, das Sozialticket zu nutzen. Das ist fast jede/r sechste WuppertalerIn.

Tacheles und basta! betonen jedoch, dass ihnen das Angebot der NRW-Landesregierung nicht weit genug geht – sie fordern auf Sicht die Einführung eines Monatstickets, das aus dem «Hartz IV»-Regelsatz auch bezahlt werden kann.

Oder, besser noch: einen echten Nulltarif für alle!

Mit der solidarischen Aktion «Freifahrt / Roter Punkt» soll auf die Stadt und die Stadtwerke ganz praktischer Druck ausgeübt werden, damit auch einkommensschwache WuppertalerInnen am Leben ihrer Stadt aktiv teilnehmen können. Mobilität ist ein unveräusserbares Recht für alle Menschen!

Worum geht es bei der Aktion?

Um solidarische, konkrete Hilfe im Alltag. Alle BesitzerInnen von VRR-Tickets «2000», «1000», von Semster- oder «Bären-Tickets» können werktags ab 19:00 Uhr und an Wochenenden und Feiertagen ganztags kostenlos jeweils eine Person auf ihrem Ticket mitnehmen.

Das Problem: Niemand, der/die an der Haltestelle steht und das Geld für eine Fahrkarte nicht zusammenbekommt, kann wissen, wer weiterhelfen könnte. Der deutlich sichtbar an der Kleidung befestigte «Rote Punkt» signalisiert: Ich habe ein entsprechendes Ticket und kann jemanden mitnehmen. Sprechen Sie mich an!

Es ist also ganz einfach. Den Button besorgen oder den roten Punkt aus dem ausliegenden Flyer ausschneiden, an der Jacke festmachen und einer Person, die ansonsten zu Fuß gehen müsste, kostenloses Schweben oder Fahren ermöglichen.

Wenn sich die Stadt Wuppertal nicht dazu durchringen kann, den Menschen durch die Einführung eines Sozialtickets zu helfen, obwohl das Land die Notlage vieler Menschen erkannt hat und dies deshalb bezuschusst, helfen wir uns selber.

Machen wir die Entscheidung des Stadtrates teuer! Wenn sich viele Menschen an der Initiative beteiligen und immer mehr Freifahrten untereinander organisieren, fällt das Argument möglicher Mehrkosten für die Stadtwerke mehr und mehr in sich zusammen.

Wir fordern von der Stadt Wuppertal als Mehrheiteignerin der Stadtwerke die Einführung eines bezahlbaren Nahverkehrstarifes für alle. Die Förderung durch das Land sehen wir als Ansporn, für das Recht auf Mobilität für alle solange zu kämpfen, bis niemand in Wuppertal mehr notgedrungen weite Fußwege auf sich nehmen muss!

Der «Rote Punkt» greift dabei eine Aktion auf, die in den siebziger Jahren bereits erfolgreich durchgeführt wurde. Wie damals geht es auch heute um einen alternativen selbstorganisierten öffentlichen Nahverkehr für alle Menschen.

Teilt euch eure Tickets! Lasst Jemanden auf eurem VRR-Ticket mitfahren! Denkt daran, dass ihr euch organisieren könnt! Jedes Ticket, das nicht verkauft wird, weil ihr euch die Fahrten teilt, macht die unsoziale Entscheidung des Stadtrates teurer!

Tacheles e.V. und basta! beginnen die Aktion zum Jahreswechsel. Seit Kurzem liegen im Stadtgebiet mehrere tausend Flyer mit «Roten Punkten» aus, eigene Buttons sind unterwegs an die Verteilstellen. Um Interssierte jederzeit auf dem Laufenden zu halten, wurde eine eigene Website eingerichtet.

Tacheles Onlineredaktion

Alle Infos unter http://roterpunkt.basta-wuppertal.de

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