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Dortmund: Kreishandwerkerschaft contra Ein-Euro-Jobs

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10.05.05: Lackierer haben die Nase gestrichen voll -

Artikel zu 1-Euro-Jobs aus der WR Dortmund vom 10.05.05

Lackierer haben die Nase gestrichen voll

Jetzt ist der Streit da: Die Kreishandwerkerschaft wirft den Dortmunder Diensten (DoDi) vor, sich mit 1-Euro-Jobbern in den Markt der Maler und Lackierer zu drängen. Die haben die Nase davon gestrichen voll.

"Wir haben Informationen darüber, dass DoDi 2004 rund 1000 Eimer Farbe a? 12,5 Liter bestellt hat", so Assessor Joachim Susewind, "und die können ja auch noch woanders Farbe kaufen." Es gehe um Verschönerungsarbeiten in Schulen. Dies sei eine Menge, die ein 10- bis 12-Mann-Betrieb jährlich benötige. "Wir reden hier nicht mehr über Kosmetikarbeiten", fügt Susewind an, "das sind klassische öffentliche Aufträge fürs Handwerk." Die Firmen zahlten schließlich Steuern, "da gehört es sich, die Aufträge öffentlich auszuschreiben".

Für DoDi-Geschäftsführer Peter Freund sind das nach wie vor Verschönerungsarbeiten. Aufträge von der Stadt, "die sonst nicht vergeben worden wären". Wegen Geldmangels. "Das ist doch der Knackpunkt", schimpft Innungsobermeister Matthias Behr-Rama, "wenn die Stadt gar keine Aufträge mehr vergibt, kann sie ja alles mit DoDi machen."

Prinzipiell erkennt Martina Fischer von der Arge die Probleme. Die Arge (Arbeitsgemeinschaft) managt den Einsatz von 1-Euro-Jobbern vor Ort. "Das Instrument birgt hohe Mißbrauchsrisiken", sagt sie. Um aber die auszuschalten, habe man in Dortmund einen Ausschuss für Arbeitsgelegenheiten gegründet, in dem Arbeitnehmer und Arbeitgeber paritätisch darüber entschieden, wem 1-Euro-Jobber zustünden und wem nicht. Einem DoDi-Antrag über 30 Maler z.B. habe man nicht entsprochen.

Von Dirk Berger

Quelle: WR vom 19.05.05





10.05.05: Umzugsaufforderung ein Versehen -

"Alg II-Empfänger: Niemand muss bisher umziehen" titelten die Ruhr Nachrichten in der letzten Woche. "Stimmt nicht", sagt Barbara Pohl. Artikel aus den Ruhr-Nachrichten vom 09.05.05





10.05.05: Ein-Euro-Jobs: 2500 Stellen sind es schon

Artikel aus der WAZ Dortmund vom 10.05.05



Ein-Euro-Jobs: 2500 Stellen sind es schon

Vier Monate nach ihrer Einführung gibt es in Dortmund rund 2500 genehmigte, sogenannte Ein-Euro-Jobs. "Sie verdrängen keine regulären Beschäftigungsverhältnisse", betonte Arge-Geschäftsführer Frank Neukirchen-Füsers gestern.

Die Arbeitsgemeinschaft aus Sozial- und ehemaligem Arbeitsamt (Arge) - sie vergibt Ein-Euro-Jobs - kontrolliert, ob die genehmigten Stellen zusätzlich sind und im öffentlichen Interesse liegen. In Dortmund könnten langfristig 3000 Ein-Euro-Jobs genehmigt werden. "Ich gehe davon aus, dass wir mit 2500 bereits einen Spitzenplatz in NRW belegen."

Da ist Geschäftsführer Frank Neukirchen-Füsers etwas zu optimistisch - der NRW-Vergleich zeigt: Dortmund liegt im unteren Mittelfeld (siehe WAZ-Seite "Meinung und Meldung").

Rund 40 Träger bieten in Dortmund Langzeitarbeitslosen Beschäftigungen an. 60 Personen wären bereits weitervermittelt worden - in reguläre Jobs oder in Qualifizierungsmaßnahmen.

Die "Dortmunder Tafel", die wöchentlich 34 Tonnen Lebensmittel einsammelt und an Bedürftige verteilt, beschäftigt allein 26 Ein-Euro-Jobber. "Ohne sie könnten wir die Arbeit nicht bewältigen", sagte gestern Rüdiger Teepe, Vorsitzender der Tafel e.V. Klaus Neumann, Abteilungsleiter bei der Caritas, hat derzeit 129 ehemalige Langzeitarbeitslose zu gemeinnützigen Arbeiten verpflichtet: Ein-Euro-Jobber betreuen Senioren in Altenheimen, helfen bei der Essensausgabe in Kindergärten.

Einrichtungen, die immer weniger auf Zivildienstleistende zurückgreifen können - die Zahl der Zivis nimmt ab, die Dauer des Dienstes auch -, bauen verstärkt auf Ein-Euro-Jobber: "Man muss pädagogisch nicht vorgebildet sein, um ein Kind zu wickeln", sagte Margit Artmann von der Christopherus-Schule für Behinderte. Drei zusätzliche Kräfte brächten dort "viel Ruhe in die Klassen".

Kritik hat dagegen der Maler- und Lackierungsverband Westfalen geäußert: "Die Ein-Euro-Jobs sind Unheilbringer für Arbeitsmarkt und Handwerk!", sagte Landesinnungsmeister Paul Laukötter auf der Obermeistertagung in Arnsberg. Viele Arbeiten an öffentlichen Gebäuden würden jetzt Billigkräfte ausführen. -MarS

Quelle: WAZ 10.05.1005






05.05.05: ALG II: Keine Schonfrist für junge Mutter -

ARGE Dortmund zwingt junge Mutter zum Umzug - und behauptet in der Presse ganz was anderes - Artikel aus der WR vom 04.05.05 (s.a. RN-Artikel vom 02.05.05. weiter unten in dieser Liste)

ALG II: Keine Schonfrist für junge Mutter

Nach dem Zwangsumzug sitzt Heike Neumann auf ihren Kisten und Schulden. --- Bericht in Westfälische Rundschau vom 04.05.05

Seit dem 1. Januar, seit es die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) im JobCenter gibt, "haben wir keinen einzigen ALG II-Bezieher aufgefordert, sich eine neue Wohung zu suchen", so ARGE-Sprecherin Daniela Karlic. Ausnahmen bestätigen die Regel.

54 863 ALG II-Bezieher verzeichnet die ARGE. Ihnen wurde eine "Schonfrist" bis 2006 versprochen. Eine Frist, innerhalb derer niemand wegen zu großer oder zu teurer Wohnungen umziehen müsse, so Peter Bartow, Leiter des Sozialamtes. Selbst 2006 könnten die ALG II-Bezieher ruhig entgegen sehen, werde es doch um Einzelfälle gehen. Lösungen mit Augenmaß.

Faktum ist: Heike Neumann (31) bekam am 25. Januar Post von der ARGE mit der Aufforderung, sich in den nächsten drei Monaten eine neue Wohnung zu suchen. Die bisherige Wohnung der Alleinerziehenden mit einem 10-jährigen Sohn hatte 57,3 qm, kostete warm 431 Euro. Laut ARGE war die Wohnung zu groß. Und um 60 Euro zu teuer. Der Höchstpreis pro Quadratmeter läge bei 6,15 Euro. Heike Neumann, die bis zum 13. Januar eine Umschulung zur Bürokauffrau machte, bevor sie ALG II-Bezieherin wurde, machte sich auf die Suche nach einer Wohnung und stieß auf Ablehnung: "Wer will schon eine ALG II-Em-pfängerin?" Beim Spar- und Bauverein wurde sie endlich fündig. Packte Kisten. Zog auf eigene Kosten um. Jetzt zahlt sie warm rund 360 Euro.

Doch der Umzug kostete die 31-Jährige mehr als nur die 800 Euro für Kaution, Leihwagen, Renovierung und Telefonummeldung, für die sie Schulden machen musste. Er kostete Nerven. "Wegen 60 Euro musste ich meinen Sohn aus seiner gewohnten Umgebung reißen", sagt sie. Jetzt wolle der Vater ihres Kindes das Sorgerecht, weil sie dem Sohn kein "solides Umfeld" bieten könne ... Daniela Karlic von der ARGE bleibt bei ihrer Aussage. Sie verweist darauf, dass es schon vor Gründung der ARGE einen mündlichen Hinweis auf den Zwangsumzug seitens des Sozialhilfedienstes der Stadt gegeben habe. Das sieht auch Sozialamtsleiter Peter Bartow so. Heike Neumann hätte während der Umschulung Sozialhilfe bezogen. Der Hinweis auf den Umzug sei vor diesem Hintergrund gegeben worden. Darauf basiere auch das ARGE-Schreiben vom 25. Januar. Für Kosten, die durch den Umzug entstanden sind, werde man aber nun aufkommen. Nur eines versteht Heike Neumann nicht: "Ich habe überhaupt keine Sozialhilfe bekommen." Ihr Antrag auf einmalige Unterstützung sei abgelehnt worden. Für die junge Mutter seien nur zwei Dinge sicher: Die ARGE habe sie zum Umzug gezwungen. "Und ich will endlich wieder arbeiten, damit das alles aufhört ..."

Von Peter Ring

Quelle: Westfälische Rundschau vom 04.05.2005

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