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Wuppertaler Befreiungstag 15.4.2014: Flucht aus dem Deportationszug nach Auschwitz
Flucht aus dem Deportationszug nach Auschwitz
Zeitzeugengespräch, Buchvorstellung und Jazz-Konzert, anschl. laden wir zu einer kleinen Gedenkfeier am Denkmal für die Wuppertaler NS-Opfer im Deweerthschen Garten ein.
mit Simon Gronowski, Zeitzeuge, Rechtsanwalt und Jazz-Pianist aus Brüssel
mit Tanja von Fransecky, Historikerin und Soziologin aus Berlin
Begrüßung: Prof. Heinz Sünker, Universität Wuppertal
Am 15.4.2014 jährt sich zum 69. Mal die Befreiung von Wuppertal durch die US-Army. Auch dieses Jahr möchten wir diesen (vergessenen) Befreiungstag mit einer besonderen Veranstaltung begehen.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht ein wenig bekannter Akt der Befreiung und des Widerstandes, die Fluchten aus den Deportationszügen.
„Le petit évadé“ – Das Kind aus dem 20. Deportationszug nach Auschwitz.
Zeitzeugengespräch mit Simon Gronowski:
Simon Gronowski sprang mit Hilfe seiner Mutter als 11-Jähriger aus dem 20. Deportationszug und überlebte, im Gegensatz zu seiner Mutter, die nicht mehr springen konnte und in Auschwitz vergast wurden. Simon Gronowski, der heute als Rechtsanwalt in Brüssel lebt, erinnert sich an seine Flucht: „Meine Mutter sagte auf Jiddisch zu mir: 'Der Zug fährt zu schnell.' Plötzlich ist der Zug langsamer geworden, und in diesem Moment bin ich gesprungen.“ Für Simon Gronowski waren es die letzten Momente bei seiner Mutter: „Ich höre, wie die Wachen in eine Richtung laufen, weil sie etwas bemerkt hatten. Sie schießen und schreien. Meine Mutter konnte nicht mehr springen. Ich bin in den Wald gelaufen, die ganze Nacht bin ich gelaufen, aber meine Mutter habe ich nie wiedergesehen.“ Simon Gronowski hatte Glück. Er wurde von einem belgischen Gendarmen und seiner Frau aufgenommen und nicht verraten. Die Rettung war kein Einzelfall: Fast alle Geflüchteten aus diesem Deportationszug überlebten mit Hilfe der belgischen Bevölkerung.
Flucht von Juden aus Deportationszügen in Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Buchvorstellung mit Tanja von Fransecky:
Die Studie beleuchtet ein bislang kaum beachtetes Kapitel des jüdischen Widerstands gegen die nationalsozialistische Vernichtungspolitik: Etliche jüdische Waggoninsassen sprangen aus den Deportationszügen, die in die Vernichtungslager fuhren. In Frankreich, Belgien und den Niederlanden gab es über 750 Fluchten, die meisten in Belgien und die wenigsten in den Niederlanden. Die Entscheidung für oder gegen die Flucht hing von unterschiedlichen situativen und strukturellen Faktoren ab. Diese mussten die Deportierten in einer Ausnahmesituation gegeneinander abwägen. Zudem bietet die Studie neue Erkenntnisse zur wenig erforschten Tätergruppe der Schutzpolizeikommandos, die die Deportierten bewachten.
Veranstalter: Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal e.V.