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überflüssige in münchen: freie fahrt für @lle

dienstagabend 27.3. im herzen münchens: 7 überflüssige dringen sanft in u- und s-bahnen ein. ihre botschaft: über 80.000 münchnerInnen können sich dank hartz IV, sozialgeld & co. keine monatstickets mehr leisten... isoliert zuhause im offenen strafvollzug.

seit neuestem auch in münchen: rote kapuzen und weisse masken zeigen, wo in der "weltstadt mit herzkatheder" das abgehängte prekariat seinen platz hat: im off ... - regelsatzvertriebene, an den sozialen und geografischen rand gedrängt.

++ warum das ?
denn wisse: das günstigste monatsticket für fahrten im münchner innenraum kostet derzeit euro 35,40. und nun siehe: hartz IV sagt: euro 18,11 müssen reichen, für alle fahrten von beziehern von ALG II oder grundsicherung. also wähle selbst: "zuhause verzweifelt sich´s am schnellsten" oder "gehen sie in das gefängnis" als schwarzfahrer.

++ was dann passierte:
17 uhr, mitten im feierabendverkehr: die überflüssigen drängen als schwarz-/grau- und rotfahrer in die unterirdischen kanäle, welche die nochwerktätigen mit ihren nochwohnungen verbinden. sie stellen sich an die seite der nochfahrenden und mischen sich unter sie. sie müssen mobil und schnell sein (wie vom kapital immer gefordert), denn sie wollen nicht die stars im schäuble-tv und nicht die leichte beute der bahnpolizei sein.

sie wollen heute nämlich ganz nah bei ganz vielen menschen sein. wollen zeigen, dass wir alle im selben zug fahren: die ausgebeuteten + die überflüssiggemachten. und dass immer mehr nicht mehr das geld für irgendeinen zug haben. kalt ausgeschlossen. eiskalt kalkuliert. die überflüssigen sind mit diesen ausgegrenzten solidarisch.

auf ihren postern steht:
menschenwürde braucht mobilität -freie fahrt für alle.
ihre flublätter verraten:
wer aus dem kreis der verwertbaren fällt, fährt bald nur noch in diesem zug: im (offenen) strafvollzug!

die überflüssigen haben verdientes glück:
kein repressionsorgan stürzt sich auf sie, trotz mehrfachem umsteigen und minutenlangem posieren in den u- und s-bahnschächten. und: viele menschen lächeln in ihre masken, lesen die flublätter, nicken. alles läuft ruhig und fast ehrfurchtsvoll, auch in den engen zügen.

dann staunen die überflüssigen:
sie entdecken den 3. münchner bürgermeister hep monatzeder, kauernd im u-bahn-abteil. offensichtlich und zurecht ist ihm nicht behaglich zumute. schnee-hepchen und die 7 zwerge? nein, die überflüssigen outen ihn nicht, denn sie kämpfen ja für datenschutz. und sie nehmen keine geiseln, denn sie erleben jeden tag, wie das ist als geisel des kapitals.

stattdessen ziehen sich die roten trainingsanzüge nach der halbstündigen aktion geordnet und zufrieden zurück aus der höhle des bayerischen löwen. hunderte haben sie gerade hautnah erlebt. rote pilze spriessen auch auf dem mit niedriglohn und hartz-IV- repression wohlgedüngten sozialen boden in bayern.

viele meinten, von auf den tonlosen weissen lippen ein versprechen abgelesen zu haben: wir kommen wieder, keine frage.

den bericht von „ueberfluess-ich“ vom 28.03.2007 mit bildern von der aktion bei indymedia:
http://de.indymedia.org/2007/03/172052.shtml

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