Aktuelles Archiv

Leipzig: Überflüssige nahmen Tiefensees Busbegleiter aufs Korn

Protest in Bus und Straßenbahn

"Die Überflüssigen" in Leipzig nahmen Tiefensees
Busbegleiter - Projekt auf 's Korn

Dass inzwischen jeder mittelmäßige Politiker der
Meinung ist, die Arbeitslosengeld II Bezieher seien
seine persönliche Verfügungsmasse, die für seine mehr
oder weniger obskuren Pläne willig zur Verfügung
stehen müssen kann nicht länger hingenommen werden -
dachten sich "die Überflüssigen" in Leipzig und
starteten am 16.Oktober ihr Projekt Busbegleiter.

Ausgerüstet mit den roten T-Shirts, Markenzeichen der
Überflüssigen enterten sie an der Endstelle Lindenauer
Bushof die Linie 60 und machten lautstark gegen das
Tiefensee Projekt mobil. Begleitet von einem
Kamerateam des Mitteldeutschen Rundfunks wurden nicht
nur Flugblätter gegen die Ein Euro Jobs verteilt, es
wurde auch im Rollenspiel die Aufgaben der zukünftigen
Busbegleiter kabarettreif auf die Schippe genommen.

Schnell kamen die Aktivisten mit den Fahrgästen ins
Gespräch und stellten befriedigt fest, dass sie kaum
gegen die Ein Euro Jobs argumentieren mussten und bei
den allermeisten Bürgern mit dieser Aktion offene
Türen einrannten.

Umso erstaunlicher, da bewusst die Hauptverkehrszeit
des morgendlichen Berufsverkehrs ausgewählt worden
war, und die Insassen des Busses zum großen Teil aus
Personen bestand, die auf dem Weg zur Arbeit waren.
Und nicht wenige der Berufspendler nutzten die
Gelegenheit ihrem Unmut über die Politik der letzten
Jahre freien Lauf zu lassen.

Das gleiche Bild, als die Aktion im nachmittäglichen
Berufsverkehr wiederholt wurde. Diesmal begleitet von
einem Kamerateam von RTL und der Lokalredaktion der
Leipziger Volkszeitung. Schon eingeübt vom Vormittag
gaben die Überflüssigen nun richtig Gas und die
Busfahrt wurde gemeinsam mit den Fahrgästen zum
richtigen Happening gestaltet.

Von dem gelungenen Ablauf der Aktion und der geballten
Medienpräsenz waren dann die Überflüssigen doch
einigermaßen überrascht. Zwei mal in den RTL
Nachrichten und eine halbe Seite mit großem Foto am
nächsten Tag in der Leipziger Volkszeitung der größten
und wichtigsten Zeitung Ostdeutschlands damit konnte
dann doch nicht von vornherein gerechnet werden.

Auch die durchweg positive Reaktion der Fahrgäste auf
die Forderung nach sozialversicherungspflichtigen
Beschäftigungsverhältnissen und einem Sozialticket in
Leipzig war so nicht erwartet worden.

Dass der Mitteldeutsche Rundfunk die Aktion dann im
Sachsenspiegel zum Anlass nahm, ganz "staatstragend"
über die Unterschicht zu berichten, kann einen nicht
wirklich verwundern, wenn man die Ausrichtung diese
Senders kennt.

Diese kleine, ohne großen Organisationsaufwand und
ohne großen Kosten durchgeführte Aktion hat
bundesweites Aufsehen erregt. Viele Menschen aus ganz
Deutschland haben inzwischen nach Leipzig gemailt. Und
oft war in den Mails zu lesen, dass diese Aktion Mut
gemacht hat selber aktiv zu werden.

Wenn diese Aktion dazu führen sollte, dass einige aus
der Resignation herauskommen um sich wieder aktiv in
den Sozialen Bewegungen zu engagieren so wäre dies ein
höchst willkommener Nebeneffekt.

Für die Überflüssigen in Leipzig war dies Aktion
jedenfalls nur der Anfang, sie wissen, dass es wichtig
ist weiterzumachen, denn so langsam sollte Schluss
damit sein, dass wir uns alles gefallen lassen, was
sich Politiker so ausdenken um die Erwerbslosen zu
schikanieren und zu drangsalieren.

Auf weitere Aktionen aus Leipzig darf man also
gespannt sein.

Zurück